Aus den Tantras

Die Tantras sind schriftliche Aufzeichnungen aus der Zeit von 300 und 1200 n. Chr. der verschiedenen Richtungen des Tantrismus. Es gibt nicht nur Tantras der hinduistischen und buddhistischen Richtung, sondern auch von unterschiedlichen Schulen. Die Tantras sind nicht vergleichbar mit dem Katechismus, das die Grundfragen des christlichen Glaubens definiert. Beim Tantra gibt es viele Schulen, die alle ihre eigenen Tantras verfasst haben.

Ich finde es interessant in den alten Tantras zu stöbern und zu sehen, welche Aussagen uns auch heute noch inspirieren können. 

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Tantra ist eine der wenigen spirituellen Lehren, die Freude, Wonne und Sexualkraft als Teil des Weges zur Erkenntnis einbezieht. Leider entstehen dadurch auch häufig Missverständnisse (vor allem im Westen), worum es beim Tantra geht. Es ist eben nicht "Sex mit Räucherstäbchen" sondern ein tiefgehender Prozess des persönlichen Wachstums.

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Wir leben in herausfordernden Zeiten. Das oberste Gebot unseres Gehirn ist es Energie zu sparen und deshalb sucht es oft nach einfachen und schnellen Antworten. Anstatt zu akzeptieren, dass unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen persönlichen Geschichten und unterschiedlichen Lebensumständen zu unterschiedlichen Meinungen und Verhaltensweisen führen, wird die eigene Meinung als Maßstab von Urteilen genommen. Die vielfältige Welt wird so dem eigenen Filter, der eigenen Blase, angepasst.
Das habe ich gerade selbst erlebt, als ich aus einer großen FB-Tantragruppe ausgeschlossen wurde, weil ich in einer private Message (PM) kritisierte, dass die Moderatoren andere Menschen abwerten und ausgrenzen, die unterschiedlicher Meinung sind. Und als "tantrisch" nur das gelten lassen, was zu ihrer Weltsicht passt.
Das Herausfordernde beim Tantra ist, das es keinen einheitlichen "Katechismus" der Lehren gibt. Die Welt des Tantra ist so wunderbar divers und es braucht einen offenen Geist und große Akzeptanz, um dies anzuerkennen. Ich habe mir heute einen Spaß daraus gemacht, einmal in den tantrischen Schriften nach Zitaten zu suchen, die uns in Zeiten von Corona ein paar Hinweise geben können. Hier kommt das erste Zitat aus dem Mahanirvana Tantra.

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Vidyas sind die "Wege zum Wissen". Es erinnert uns daran, das es nicht die EINE Wahrheit gibt, sondern dass es immer eine persönliche Sichtweise ist, die geprägt ist von der eigenen Geschichte und individuellen Lebensumständen. Wir sind alle "Sternenstaub", der vor 13,5 Milliarden Jahren seinen Ursprung im Urknall hat. Jede Form von Materie (=Shakti = göttliche Mutter) ist also miteinander verbunden.
Die Puranas gehören zu den wichtigsten heiligen Schriften des Hinduismus, das Markadaya Purana ist ein Teil davon. Sie sind nach den Veden in der Zeit von 400 n. Chr. bis 1000 n. Chr. entstanden, greifen jedoch oft auf ältere Inhalte zurück. Die Tantras beziehen sich häufig auf die Puranas.

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Es erinnert uns daran, dass wir im Kreis der Tantriker den anderen in seiner Andersartigkeit entdecken und erkennen lernen dürfen.  Wir sind gleichwertig aber nicht gleich.
Dvija heißt "zweimal Geborener". Traditionellerweise waren die Dvijas die Angehörigen der höheren Kasten.
Chandala ist ein verächtlicher Begriff aus der Sanskrit-Literatur für als niederklassig Angesehene. Der Begriff Chandal wird in Indien auch als Schimpfwort verwendet.
Chakra (oder Ҫakra) heißt wörtlich Kreis, gemeint ist hier der Kreis der Tantriker.

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