Spirituelle Sexualität
Die energetische Entwicklung der Erde führt zu höheren Schwingungsqualitäten, die eine direkte Auswirkung auf jedwede Energieform haben. Insbesondere auch auf die stärkste Energie des Menschen - die Sexualenergie.
Spirituelle Praktiken, die die Sexualkraft als Weg zur Bewusstseinserweiterung verwenden, werden immer populärer. Tantriker wollen mit sexuellen Ritualen die kosmische Kraft erwecken und einen bewussteren Kontakt zur eigenen Göttlichkeit herstellen. Die taoistische Sexuallehre stellt die Sexualkraft in den Dienst der geistigen Entwicklung und der Transformierung in spirituelle Energie. Naturreligionen feiern die "heilige Hochzeit" und ehren damit Himmelsgott und Erdgöttin. Allen gemeinsam ist, dass sie die Sexualität nicht unterdrücken sondern kultivieren.
In allen Religionen und Traditionen gab und gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Spiritualität und Sexualität: Entweder, indem die Sexualkraft geehrt und als Werkzeug angesehen wird, die das Tor zu anderen Dimensionen öffnen kann. Oder, das Gegenteil, indem sie verneint und unterdrückt wird und die sexuelle Abstinenz als Voraussetzung für die spirituelle Entwicklung propagiert wird. Vor allem die christlichen Traditionen lehrten eine vollständige Trennung zwischen Körper und Seele. Noch heute vertritt die katholische Kirche Auffassungen, nach denen das Sexualverhalten der meisten heutigen Menschen verwerflich ist: Selbstbefriedigung, nichtehelicher und homosexueller Geschlechtsverkehr, Verhütungsmittel usw. werden als “unnatürlich” und dadurch sündig abgelehnt.
Spirituelle Sexualität bietet uns einerseits die Chance, unsere Sexualität zu heilen und zwar sowohl bezüglich einschränkender Moralvorstellungen als auch bezüglich erlittener Verletzungen und Ängsten. Andererseits können wir die der Sexualität innewohnende schöpferische Kraft für unsere spirituelle Entwicklung und die Erweiterung unseres Bewusstseins einsetzen.
Sexualität ist Schöpfungsenergie
Die Sexualkraft, der Geschlechtstrieb, ist die stärkste Energie in unserem Körper. Aus ihr sind wir entstanden, sie erhält uns am Leben, sie liefert die Energie für unseren kreativen Ausdruck und sie lässt uns neues Leben erschaffen. Sexualität ist
neutral, sie ist weder gut noch schlecht - sie ist einfach reine Schöpfungsenergie.
Schon vor über 2000 Jahren entdeckten die Taoisten in China, dass die Geschlechtsorgane des Menschen über die göttliche Macht verfügen, Leben zu erschaffen und zu gestalten. Sie entwickelten deshalb Methoden, um diese lebenserschaffende Energie zu bewahren, zu harmonisieren und zu vermehren - für das Ziel der direkten, spürbaren Gotteserfahrung.
Diese unbändige Kraft und Energie schafft aber auch große Unsicherheiten bei uns Menschen, weil sie uns schlicht und einfach überwältigt. Um dieser Unsicherheit zu entkommen, versuchen wir die sexuelle Energie zu kontrollieren und zu bewerten.
Neben den bekannten Konsequenzen bezüglich Moralvorstellungen und Abwertungen, ist dies auch die Ursache für die erschreckend große Unbewusstheit gegenüber der Sexualität. Sie ist oft reiner Selbstzweck oder Triebbefriedigung. Je mehr Bewusstheit wir jedoch unserer eigenen Sexualität entgegenbringen, desto mehr sind wir in der Lage, diese Schöpfungsenergie in spirituelle Energie zu transformieren.
Spirituelle Sexualität ist altes Wissen
In vielen alten Religionen und Traditionen spielte die Sexualität innerhalb von Ritualen eine große Rolle. Die ältesten religiösen Zeremonien waren Fruchtbarkeitsriten. Die Sexualität wurde als eine elementare Lebenskraft angesehen, die für das Wachstum der Viehherden, reiche Ernten und der Sicherung der
Nachkommenschaft verantwortlich war und in sexuell ausschweifenden Feiern verehrt. Sie diente dem Ausdruck der persönlichen Spiritualität.
Ab der Bronzezeit war die Hierogamie, die "heilige Hochzeit", in den religiösen Riten von zentraler Bedeutung. Es handelte sich dabei um die mythologische geschlechtliche Vereinigung eines göttlichen Paares, wie z.B. Himmelsgott und Erdgöttin, die stellvertretend vom jeweiligen Herrscher und einer Priesterin nachvollzogen wurden.
Im klassischen Griechenland wurden die Fruchtbarkeitsgötter in besonderen Tempeln mit orgiastischen Feiern verehrt. Der Hedonismus, das Streben nach Sinneslust und Genuss, war Ausdruck der Lebensfreude und der Würdigung des Körpers und seiner Geschlechtsfunktion. Damit fühlte man sich den Göttern verbunden, denen man ein lebhaftes und vielseitige Liebesleben zugestandt.
Bis zur Entdeckung Polynesiens durch christliche Seefahrer gehörten ihre Bewohner zu den sexuell freiesten Menschen der Welt, deren religiöse Riten sinnliche Lust und sexuelle Darbietungen beinhalteten. Auch hier strebte man den Göttern nach, von denen man glaubte, dass sie sexuell sehr aktiv, also schöpferisch tätig, wären.
Selbst das Judentum kennt eine Verbindung von Spiritualität und Sexualität. Zwar ist erst die Heirat die Schwelle zur aktiven Sexualität, diese wird aber durch Segen wie "Schenke diesen liebenden Gefährten große Freude, so wie Du Adam und Eva Freude gabst" geheiligt.
Mit Visualisierungen während der sexuellen Vereinigung - beide denken an die göttlichen Namen des Erhaben - wird die spirituelle Dimension einbezogen. Die mystische Lehre im Judentum, die Kabbalah, geht sogar einen Schritt weiter: Die Vereinigung von Mann und Frau wird als ein Mittel zum Erreichen von Transzendenz gesehen, die Füllung der Seele durch das Licht des Schöpfers.
Das sei auch der Grund, weshalb wir es einfach nicht vermeiden können, an Sex zu denken. “Die Anziehungskraft zum anderen Geschlecht und zum Genuss sind das Streben zu diesem Endzustand - die Anheftung an den Schöpfer, genannt "Sivug" (unendliche sexuelle Vereinigung).” (www.kabbalah.info/de/)
Im asiatischen Kulturkreis gab es zeitweise gegensätzliche Tendenzen: neben den asketisch orientierten Traditionen entstanden Bewegungen wie Tantrismus, Taoismus und Kundalini-Yoga, die die sexuelle Energie bewusst für die spirituelle Entwicklung verwendeten.
Die Karezza-Vereinigung Nach der körperlichen Vereinigung überlassen sich die Partner dem Auf und Ab der Erregung ohne physiologische Auslösung in den Orgasmus. Mann und Frau konzentrieren sich auf das Strömen der sexuellen Energie, bei der Karezza-Vereinigung "Magnetation" genannt. Sobald die Erregung dem Höhepunkt zusteuert, lässt (vor allem) der Mann die Erregungskurve bewusst wieder sinken. In dieser Verbindung verbleiben Mann und Frau eine lange Zeit, spüren und genießen die strömenden Energien, die schlussendlich in einer körperlichen und geistigen Verschmelzung und dem Gefühl des Einsseins gipfeln. Eine ausführliche Erläuterung der Karezza-Vereinigung erhalten Sie unter himmlisch-lieben.de/artikel/karezza.htm. |
Tantrismus - Mit Energielenkung zur Erleuchtung
Der Tantrismus hatte seine Blütezeit zwischen dem 8. und 10. Jhd. n. Ch. und ist eine Richtung innerhalb des Hinduismus und des Buddhismus, in der Meditation, Magie, Mystik und Rituale eine große Rolle spielen.
Das zentrale Element der tantrischen Lehre ist die Vereinigung der männlichen und weiblichen Polaritäten, symbolisiert durch die Gottheiten Shiva (männliches Prinzip) und Shakti (weibliches Prinzip). In der rituellen sexuellen Vereinigung wird die Kundalini-Energie - die grundlegende Vitalenergie des Menschen - geweckt, und in erweiterte Bewusstseinszustände, mit dem letztendlichen Ziel der Erleuchtung, verwandelt. Der Tantrismus ist deshalb hauptsächlich eine Anleitung zur Energielenkung im Körper.
Die erweckte Kundalini-Energie wird vom 1. und 2. Chakra ausgehend, durch die anderen Chakren nach oben geleitet. Die Erleuchtung, die Einheit mit allem, ist erreicht, wenn die Kundalini-Energie im 7. Chakra angekommen ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei das 4. Chakra, die Herzenergie. Alte Texte verweisen darauf, dass wahre Erleuchtung nur dann erreicht werden, kann, wenn der/die Praktizierende mit der Energie des Herzens in Berührung kommt und diese freisetzt.
Der im Westen verbreitete Neo-Tantrismus, der von Osho initiiert wurde, unterscheidet sich stark vom ursprünglichen Tantra, das im Wesentlichen eine Geheimlehre war, die über Jahre von einem Meister an seine Schüler übermittelt wurde. Dennoch können die hier gelehrten Inhalte und Übungen eine intensive therapeutische und spirituelle Wirkung haben.
Die Verbindung von Sexualität und Herz |
Taoismus - Sexualität als Ausdruck göttlicher Kraft
Der von Lao-Tse begründete Taoismus war neben Buddhismus und Konfuzianismus jahrhundertelang eine der drei wichtigsten Religionen Chinas. Die Taoistischen Meister und Meisterinnen waren davon überzeugt,
dass alles Leben auf der universellen Lebensenergie - dem Chi - basiert.
Die Hauptquelle des Chi stellte für sie die Sexualenergie dar, der eine schöpferische, also göttliche Kraft innewohnt, die neues Leben erschaffen kann. Sie stellten deshalb die Sexualität in den Dienst der allgemeinen Gesundheit des Körpers und entwickelten die taoistische Sexuallehre.
Worum es den Taoisten ging, war der bewusste Umgang mit Lebensenergie, ihre Steigerung und ihre Heilwirkung. Jeder Liebesakt ist ein Austausch von Energien, jede sexuelle Handlung lässt den Energiepegel ansteigen - oder eben sinken, wie bei einer Ejakulation.
Das sexuelle Kung-Fu, wie die Übungen und Methoden der taoistischen Sexuallehre auch genannt werden (Kung-Fu bedeutet wörtlich "Übung"), zielt darauf ab, die sexuelle Energie im Körper zu halten, sie zu steigern und sie dann für kreative geistige und körperliche Zwecke zu verwenden. Die Lehre des Tao ermuntert sogar dazu, die sexuelle Energie jeden Tag zu spüren, denn bei Erregung produziert der Körper Sexualhormone, die als die Quelle der Jugend und Verjüngung angesehenen werden.
Eine der bekanntesten Praktiken der taoistischen Sexuallehre sind die Übungen, die Männer dazu befähigen, Orgasmen zu erleben ohne dabei zu ejakulieren (multiple Orgasmen). Anstelle eines mit der Ejakulation einhergehenden Energieverlustes, wird die sexuelle Energie dabei in mehr Lebenskraft umgewandelt. Sie lernten aber auch dieses Mehr an Energie in geistige Energie zu transformieren, in ein Mehr an schöpferischer Kraft.
Kurz vor dem Orgasmus befindet sich der Körper auf einem sehr hohen Energielevel. Dieser hohe energetische Zustand wird genutzt, um höhere, nämlich spirituelle Dimensionen zu erreichen.
Bewusstheit in die Sexualität bringen
Die erhöhte Schwingungsqualität der Erde erleichtert es uns, feinere, höher schwingende Energien in unserem Körper wahrzunehmen. Und das führt uns, fast ohne unser Zutun, in direkten Kontakt mit unserer Sexualenergie, der schöpferischen
Lebensenergie. Wenn wir uns damit auseinander setzen, dann kann die spirituelle Sexualität ein Tor zu höheren Bewusstseinszuständen sein. Die Sexualorgane sind dabei genauso ein Werkzeug, wie andere Praktiken (z.B. Meditation, Yoga, Mantren, Qi Gong).
Bei allen spirituellen Traditionen, die die sexuelle Energie dafür verwenden, um etwas zu bewirken, was über unser begrenztes Dasein hinausgeht - also Bewusstseinerweiterung zu erreichen - geht es darum, Bewusstheit in die Sexualität zu bringen. Die geweckten Energien wahrzunehmen, sie zu lenken und zu transformieren.
Die Voraussetzung dafür ist eine gesunde Sexualität, d.h. den Sex genießen zu können, Spaß daran zu haben, ihn als etwas schönes anzusehen und Orgasmen haben zu können. Dazu gehört auch ein guter Kontakt zum eigenen Körper.
Spirituelle Sexualität ist etwas für leidenschaftliche Menschen, die einen sinnlichen und sinnesfreudigen Weg für den Ausdruck ihrer Spiritualität gehen. Das soll aber kein Werturteil gegenüber Menschen sein, die ihre sexuelle Energie nicht in ihren spirituellen Weg integrieren können oder möchten. Diese werden einen anderen, für sie passenderen Weg finden.
Kreativ visualisieren mit Sexualmagie 1. Stellen Sie sich das Ziel, das Sie erreichen möchten, in allen Einzelheiten vor. |
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Yin-Yang-Feld: © Elke Salzer / pixelio.de
Schöpfungsenergie: © olga meier-sander / pixelio.de
Fruchtbarkeitsriten: © Templermeister / pixelio.de
Buddhastatue: © Dr. H. Hoppe / pixelio.de
Yin-Yang: © Carina Döring / pixelio.de
Bewusstheit: © Henning Hraban Ramm / pixelio.de